Momo

23. April 2024

„Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: Zuhören. Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, Zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich Zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig […] sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme.“

Dies ist wohl einer der bekanntesten Auszüge aus Michael Endes Märchenroman Momo von 1973.

Das Ensemble des Hoftheaters Bergkirchen der Neuen Werkbühne München tourt derzeit mit seiner Inszenierung dieser phantastischen Geschichte durch Bayern, um für Schüler die Botschaft von Momo, die den Menschen die gestohlene Zeit zurückbringt, lebendig werden zu lassen.

Zu Gast war das Ensemble im April auch an der FakS in Weiden.

Die kleine Momo lebt in einer Phantasiewelt außerhalb eines Städtchens in einem Amphitheater. Sie ist intelligent, einfühlsam, liebt Menschen und ist bei allen ihren Freunden beliebt, denn sie besitzt die Gabe, den Menschen so zuzuhören, dass sie sich öffnen, mit neuen Ideen die Welt betrachten und wieder Freude am Leben finden. Eines Tages jedoch tauchen grau gekleidete Herren auf, die die Menschen zum Zeitsparen überreden wollen. Bald sind auch Momos Freunde von dieser Idee besessen und haben keine Zeit mehr für, in ihren Augen, „überflüssige Dinge“ wie Muße, Freizeit und Mitmenschen. Das einzige, was zählt, ist immer mehr und schneller zu arbeiten. Nur Momo durchschaut das falsche Spiel der grauen Herren. Sie erkennt ihr Geheimnis, nämlich dass sie „niemanden liebhaben können“ und wird dadurch zu einer großen Gefahr für deren Plan, den Menschen alle Zeit zu stehlen.

Da ihr ihre Freunde jedoch nicht mehr zuhören, ist Momo einsam und verzweifelt. Da taucht plötzlich die Schildkröte Kassiopeia auf, die Momo zu Meister Hora, dem Wächter der Zeit, bringt. Dieser hilft dem mutigen Mädchen, den grauen Herren das Handwerk zu legen und den Menschen ihre gestohlene Zeit zurückzubringen.

65 Minuten lang fesselte das Ensemble die Studierenden und Lehrkräfte, das mit seiner Inszenierung nicht nur die zeitlose Thematik von der Bedeutung echter Menschlichkeit und Empathie im Gegensatz zu einem reinen Gewinnstreben aufgreift, sondern den Stoff an aktuelle Problemfragen unserer mediengeprägten Zeit adaptiert. Momos Freund Gigi wird, nachdem er den Zeitdieben verfällt, zum rastlosen Influencer, der sich von der virtuellen Welt und seinen Followern im Netz abhängig macht. Erst nach Momos Sieg gegen die grauen Herren erkennt Gigi, wie verblendet er war und dass das einzig Wahre die echten Freundschaften und Beziehungen im Leben sind.