Anfang September hat an der Caritas Fachakademie für Sozialpädagogik in Weiden die erste Teilzeitausbildung für Erzieherinnen und Erzieher in der Region begonnen. Die Fachakademie möchte damit mehr Menschen für den Erzieherberuf gewinnen. Gerade für Quereinsteiger ist eine Vollzeitausbildung kaum möglich.
„Ohne das Teilzeitangebot könnte ich die Ausbildung zur Erzieherin nicht absolvieren“, sagt Ulla Schmid. Sie ist eine von 30 Studierenden in Weiden, die berufsbegleitend ausgebildet werden. Die 45-Jährige Quereinsteigerin wollte schon in ihrer Schulzeit Erzieherin werden. Die Mutter von drei Kindern erlernte zunächst einen kaufmännischen Beruf und arbeitete als Wirtschaftsfachwirtin. Erst das Teilzeitmodell der Fachakademie bringt sie nun ihrem Berufswunsch näher.
Verantwortlich für dieses Ausbildungsmodell ist Karlheinz Binner, Leiter der Fachakademie in Weiden. „Wir sind von diesem Angebot überzeugt. Der Weg in diesen so wichtigen Beruf darf nicht am Ausbildungsablauf scheitern“, sagt Binner. Bis zum Jahr 2030 fehlen nach Studien bundesweit 300 000 Fachkräfte in der frühen Bildung. Binner: „Wir werden diese Lücke zwar nicht schließen können, müssen sie aber verkleinern.“ Menschen wie Schmid seien schon jetzt ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig es sei, diese Ausbildung in einer möglichst flexiblen Form anzubieten. Die Teilzeitausbildung ist in der Region einzigartig – das Einzugsgebiet erstreckt sich über die gesamte Oberpfalz.
Zunächst absolvieren die zukünftigen Erzieherinnen und Erzieher einen einjährigen Vorbereitungskurs. „Dieser Kurs ist eine Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung in das zweite Studienjahr und findet im Eigenstudium statt“, so Binner. Für die angehende Erzieherin Schmid ist diese Art der Stoffvermittlung sinnvoll: „Durch das Eigenstudium konnte ich mir die Lernphasen selbst einteilen. Das ist absolut hilfreich, um Familie, Beruf und Ausbildung unter einen Hut zu bringen.“ Ab dem zweiten Studienjahr werden die Studierenden betreut durch die Fachakademie.
Schmid arbeitet seit September als Kinderpflegerin. Ein einjähriges sonderpädagogisches Seminar, das sie im vergangenen Jahr an der Fachakademie in Weiden absolviert hatte, schloss sie erfolgreich mit der Abschlussprüfung zur Kinderpflegerin ab. „Ich freue mich jeden Tag auf die kleinen und großen Herausforderungen mit den Kindern. Es gibt wohl kaum einen schöneren Beruf als sie auf ihrem Weg zu begleiten.“
Die Teilzeitausbildung dauert insgesamt vier Jahre und ist berufsbegleitend möglich. Wer sich für die Ausbildung in Teilzeit interessiert, benötigt einen mittleren Schulabschluss und eine abgeschlossene erste Berufsausbildung, beispielsweise in der Kinderpflege oder einem anderen sozialen Bereich. Bewerber können aber auch aus einer anderen Branche kommen, beispielsweise aus dem Bankwesen oder der Gastronomie. In diesen Fällen können zum Teil Kindererziehungszeiten angerechnet werden bzw. andere Vorerfahrungen aus dem sozialpädagogischen Bereich oder einige Praktikumszeiten müssen nachgeholt werden, die im individuellen Gespräch geklärt werden können.