Märchen und Mythen faszinieren Menschen seit vielen Jahrhunderten. An der Caritas-Fachakademie in Weiden begeisterte Märchenerzähler Horst Schwarz angehende Erzieherinnen und Erzieher mit seinen Geschichten und Ratschlägen.
Rund 50 Studierende und deren Lehrkräfte durften kürzlich den vorgetragenen Märchen des ehemaligen Erziehers Horst Schwarz lauschen. Der Erzähler klärte über die historische Entwicklung und die pädagogische Bedeutung der mythischen Geschichten auf und animierte die Studierenden zur kreativen Weiterarbeit.
Märchen haben einen pädagogischen Mehrwert
Große Märchenbücher kennen wir alle aus unserer Kindheit noch allzu gut. Zuvor waren die Geschichten selten in geschriebener Form verfügbar, weiß Schwarz zu berichten. Den Einstieg begann er mit einem Märchen, das er selbst nur aus Erzählungen kannte: „Genau so sind Märchen auch entstanden. Man hat sie immer wieder weitererzählt.“ Erst die Gebrüder Grimm hielten die beliebten Erzählungen auf Papier fest. Zum Glück – denn heute sind sie ein wichtiger Kulturschatz, der gerade aus pädagogischer Sicht wertvoll ist.
In Zeiten der Digitalisierung sind Märchen für die Fantasie wichtiger denn je. Sie beschäftigen sich in bildhafter Sprache mit menschlichen Grundproblemen und handeln von Leid, gemeinsamer Welterfahrung, der Suche nach Glück oder Selbstverwirklichung. „Märchen sind poetische gestaltete Menschheitserfahrungen. Wir alle sind in ihnen vertreten“, erklärte Schwarz. Sie vermitteln eine breite Palette an Gefühlen und möglichen Erfahrungen und bieten Lösungen für Probleme. Selbst wenn die Realität nicht immer so rosig aussehe wie im Märchen, sollten Kinder erkennen, dass es sich lohne, den Mut nicht zu schnell zu verlieren.
Die Erzählweise spielt eine elementare Rolle
Den angehenden Erzieherinnen und Erziehern gab Schwarz wertvolle Ratschläge für die Wiedergabe und den Umgang mit den Geschichten mit auf den Weg. So könnten Märchen durch Anschauungsmaterial, den Einsatz von Gedichten oder Musik spielerisch erzählt werden. Stimme, Gestik, Mimik und der Blickkontakt zu den Kindern spiele ebenfalls eine essentielle Rolle. Und noch etwas empfindet Schwarz als sehr wichtig: „Haben Sie den Mut, die Märchen so zu erzählen, wie sie sind. Jede Stelle gehört genauso, wie sie ist, dazu“, appellierte der Märchenerzähler.
Oftmals wollen Erwachsene Kindern brutale Details vorenthalten, um sie zu schützen, wobei vergessen wird, dass Kinder – anders als Erwachsene – meist keine von Hollywood vorgefertigten Horrorszenarien ausmalen. Darüber hinaus sei die Märchensprache meist bewusst gewählt: „Das Rotkäppchen wird eben nicht gefressen, sondern verschluckt. Da gibt es kein Blut und es knacken keine Knochen. Und am Ende kommt das Rotkäppchen auch wieder heil heraus.“
Zum Abschluss führte Schwarz zwei Märchenspiele mit den Studierenden durch, die daran sichtlich Gefallen fanden. Damit bewies er erneut: Märchen sind nicht nur für die Jüngsten gedacht, sondern können in jedem Alter Begeisterung hervorrufen.
Weitere Informationen
Schwarz arbeitete selbst als Erzieher und Heimleiter in sozialpädagogischen Einrichtungen und war von 1976 bis 2008 als Dozent an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Nürnberg tätig. Von 1985 bis 2015 erzählte er Märchen in Kindergärten, Schulen und Büchereien. 2012 erschien sein Buch „Märchen zum Mitmachen für Kitakinder“.